John Adams

*  15. Februar 1947

von Rainer Fanselau

Essay

Hinsichtlich des klanglich brillanten Orchestersatzes und der stilistischen Vielfalt ist Adams von Aaron Copland sowie Charles Ives beeinflusst. Sein erstes respekta­bles Werk, American Standard für Streich- und Blasinstrumente (1970), trägt die Satzbezeichnungen John Philip Sousa, Christian Zeal and Activity und Sentimentals. Werk- und Satztitel, Besetzung sowie Ausführungshinweise (wie zum Beispiel add »sonic found objects« to the performance) lassen einen Grundzug seines Schaffens erkennen: historische und kulturelle Integration unter der Devise »Composing an American Life«, die auch im Untertitel von Adamsʼ Autobiografie Hallelujah Junction (2008) formuliert ist. Marsch- und choralartige sowie Jazz-Elemente, die nicht exakt bestimmte Besetzung, die gewisse Freiheiten lässt, sowie begleitende Aktionen, die Klänge in bestimmte ideelle Kontexte stellen – diese konzeptionellen Merkmale rufen die Zeit der Entstehung einer eigenständigen amerikanischen Musik in Erinnerung. Christian Zeal and Activity, der einzige im Notentext verfügbare Satz des Triptychon, zeigt eine akkordisch ruhige Anlage, die auf den ersten Teil von Charles Ivesʼ Orchesterstück »The Unanswered Question« (1908; rev. 1930/35) bezogen sein könnte. Beiden Werken gemeinsam ist ihr meditativer Charakter und mystischer Ausdruck, wobei sich Ives in seinem programmatischen Vorwort u.a. auf keltische Traditionen beruft, während Adams seiner Musik die leicht ...